„Wia a guate Hiat am Berg“

22.08.2022 17:57 Uhr

(Christine Jann) Pünktlich zur geplanten Bergmesse kehrten nach drei Tagen kräftigen Regens Sonne und blauer Himmel zurück ins Gunzesrieder Tal.

Wie der Regen der Natur gutgetan hatte und sie erfrischte, so sollte auch dieser Sonntag für uns erfrischend sein - ein Tag zum Auftanken und um zur Quelle zu kommen, die Gott ist, begrüßte Pfarrer Herbert Kohler die über 300 Gottesdienstbesucher, die sich auf dem Hügel oberhalb der Sennalpe Gerstenbrändle eingefunden hatten. Allein aus der PG Neuburg kam ein großer Bus mit 55 Gläubigen und dazu viele, die privat angereist waren.

Statt Lesung und Evangelium stellte der im Allgäu geborene und groß gewordene Seelsorger den Ps 23 („Der Herr ist mein Hirte“) in den Mittelpunkt des Wortgottesdienstes. Passend zur Umgebung und Stimmung trug die langjährige Hüttenwirtin Eva Endreß den bekannten Psalm in der Mundart-Übersetzung des Allgäuer Pfarrers Martin Bummele vor – eindrucksvoll und bewegend für alle Zuhörer.

Anknüpfend an die Erfahrungen der Hüttenwirtin, die so viele Geschichten und Lebensschicksale der Wanderer höre, verglich der Prediger die Eigenheit einer Berghütte mit der Kirche. An beiden Orten gelte, dass jeder immer willkommen sei, keiner irgendwelche Voraussetzungen erfüllen müsse oder abgewiesen werde.

Eine Berghütte sei zudem ein Ort, um Rast zu machen, sich zu stärken und gegebenenfalls auch Schutz zu finden. Eben das wolle und solle auch die Kirche sein. Dazu böten beide einen Platz, um den eigenen Rucksack auch einmal ablegen zu können.

Nicht nur ein Wanderer, er glaube, jeder Menschen haben im übertragenen Sinn einen „Rucksack“ zu tragen, mit diversen Erfahrungen, Ereignissen und Schicksalen, die mehr oder weniger schwer belasten, betonte Kohler. Dieser könne einem zwar von keinem anderen abgenommen werden, aber wenn einem jemand zuhört, helfe allein das oft schon sehr viel und mache ihn leichter. Das offene Ohr und Herz für die Mitmenschen sollten alle Gläubigen mit einer guten Hüttenwirtin gemeinsam haben.

Gott sei auf jeden Fall wie ein himmlischer Hüttenwirt. Er sorge für uns und lasse uns „lagern auf grünen Auen“, zitierte Kohler noch einmal den Psalmisten. Daher sei er überzeugt und freue er sich darauf, einmal im „himmlischen Gerstenbrändle“ zu landen, strahlte der leidenschaftliche Bergwanderer zum Abschluss seiner Predigt.

Musikalisch begleitete eine vielstimmige Jodlergruppe mit ihrem bewegenden Gesang die Messe. Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen lud die Familie Endreß im Anschluss an den Gottesdienst zur Brotzeit und Kaffee und Kuchen ein.

So passte wirklich alles. Wer sich am Sonntag auf den Weg gemacht hatte, konnte reichlich auftanken und wahrlich mit allen Sinnen aufsaugen, was Gott an Schönen und Gutem bereithält.

(Bilder: Christine Jann, Heidi Gusta und Martin Fichtel)