(Klaus Benz) Am Abend vor „Mariä Himmelfahrt“ wurde Kolpinghaus-Verwalter Werner Benz von der aufsichtführenden Fachkraft der Stiftung St. Johannes informiert, dass ein Wandergeselle in vollem Ornat (Foto) im Kolpinghaus um ein Nacht-Quartier bat.
Werner Benz vereinbarte kurzfristig ein Treffen vor Ort, um alles Weitere zu besprechen. Durch Frau Kathrin F. wurde dem jungen Gast, der sich mittels seines Wanderbuches ausweisen konnte, unbürokratisch ein Therapieraum im Untergeschoss des Neuburger Gesellenhauses als Lagerstätte zugewiesen. Der freundliche Wanderbursche zeigte sich sehr dankbar für Nachtlager, WC und Waschmöglichkeit. Er hatte im Gepäck eine Isomatte dabei, nahm aber das Angebot für zwei weitere Matten gerne an. Werner Benz wies den Gast in die Gepflogenheiten des Kolpinghauses ein und gab wertvolle Tipps, wo dieser in der Nähe gut essen konnte. Im Laufe des Gespräches erzählte der Wandergeselle kurz über seinen Lebens-weg. Er ist Tischler von Beruf und 23 Jahre alt. Er will nur eine Nacht in Neu-burg bleiben. Sein Weg führte ihn - auch mittels Anhalter - von Dresden/Sachsen über verschiedene Stationen hierher. Weiter geht es am nächsten Tag in Rich-tung Esslingen/Baden-Württemberg, da er dort eine Aussicht auf Arbeit hat. Außerdem ist ein Zusammentreffen mit anderen Wandergesellen angedacht. Seit September 2024 ist er unterwegs und darf z.B. kein Handy mit sich führen. Telefonate mit Angehörigen oder für die Arbeitssuche sind nur in öffentlichen Telefonzellen erlaubt. Auch Ausgaben für Eisenbahn- oder Taxifahrten sind nicht gestattet. Ebenso keine Kosten für die Übernachtungen. Er muss drei Jahre und einen Tag diese Wanderschaft mit Eintragungen im Wanderbuch durchhalten und darf nicht näher als 50 Kilometer an seinen Heimatort zurückkehren. Durch die Mundpropaganda seitens anderer Wanderburschen ist ein Kolpinghaus immer ein willkommener Übernachtungsplatz. Deshalb hat er sich zum Neuburger Kolpinghaus durchgefragt. Es war sehr interessant, die Schilderungen des jungen Wandergesellen aus erster Hand und mit erfrischender Begeisterung zu erfahren. Da er am nächsten Morgen schon um 7.00 Uhr weiter und auf das angebotene Frühstück verzichten wollte, wünschten ihm Werner Benz und Frau Kathrin F. alles Gute und verabschiedeten sich mit einem kleinen Obulus für seinen weiteren Weg mit einem herzlichen „Treu Kolping“ aus der Obhut des Kolpinghauses.
Der Wandergeselle antwortete: „Mit Gunst und Verlaub, ich bin ein ehrbarer Handwerksbursch auf der Walz und vielem Dank für Euch“.
Dieser Dank gilt natürlich auch der Stiftung St. Johannes für das umsichtige Handeln und die Unterstützung bei dieser christlichen Tat!
(Bild: Klaus Benz)