Totengedenken auf dem Alten Friedhof

02.11.2022 11:00 Uhr

(Christien Jann) Traditionell findet an Allerheiligen nachmittags eine kurze Andacht mit Gräbersegnung am alten Friedhof statt, die auch musikalisch feierlich gestaltet wird von der Stadtkapelle Neuburg.

Wohl auch Dank des schönen Wetters fanden dieses Jahr sehr viele Besucher den Weg zu den Gräbern von Verwandten und Freunden.

Angesichts der Vorfälle der letzten Woche, wo zwei Jugendliche nachts wahllos zahlreiche Gräber verwüstet hatten, stand die Feier natürlich unter dem Eindruck dieser Ereignisse.

„Nie sei die Gräbersegnung wohl so wichtig gewesen, wie in diesen Tagen“, bemerkte Stadtpfarrer Kohler mit Blick auf diese Schandtaten.

In seiner Ansprache berichtete der Seelsorger, wie er am Freitag viele traurige, entsetzte und geschockte Angehörige traf, die mit Tränen in den Augen vor den verwüsteten Gräbern standen.

Am Wochenende hätte aber auch das Haus Regenbogen, aus dem die Jugendliche stammten, Kontakt aufgenommen, um das Entsetzen und Bedauern der Betreuer und anderen Jugendlichen auszudrücken.

Als Zeichen des Mitgefühls hatte das Wohnheim einen Regenbogen gestalten mit der Inschrift „Wir fühlen mit Ihnen“, der neben dem Kreuz aufgestellt wurde.

Pfarrer Kohler lenkte den Blick darauf und wies auf die Bedeutung des Regenbogens in der Bibel hin: Nach der Sintflut setzte Gott den Regenbogen als Zeichen seines Bundes und seines Neuanfangs mit dem Volk Israel ein. Auch wenn es keine Entschuldigung für die Untaten gebe, er bitte darum, auch diesen Regenbogen hier im Friedhof als ein Zeichen des Neuanfangs zu sehen, warb Kohler um ein Stück Versöhnung.

Das Leben geht auch nach dem Tod weiter - aus dieser christlichen Grundüberzeugung heraus würden die Friedhöfe so gepflegt und geschmückt. Auch daran erinnerte der Priester. Friedhöfe würden so zu einer Oase der Ruhe und Friedens, aber auch des Lebens. Das entspreche dem Auftrag Jesu, der im Evangelium einlädt: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will Euch Ruhe verschaffen.“

(Bilder: Wolfgang Böhm)